Schülerinnen und Schüler lernen an einem Tag vieles
über Miete, Steuern, Finanzen und Berufsstart
BREISACH. „Zukunftstag – Dein Crashkurs fürs Leben“ prangt auf der Tafel, als die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 2 des Martin-Schongauer Gymnasiums an diesem Mittwoch den Unterrichtsraum betreten. Heute stehen nicht Mathe, Englisch oder Sport auf dem Stundenplan, sondern Finanzen, Steuern, Berufsstart und Wohnen. Der Zukunftstag ist zu Gast – ein Projekttag, der den Jugendlichen Themen näherbringt, die später im Leben wichtig werden. Ermöglicht wurde der Tag durch den Förderverein des MSG.
Um kurz vor 9 geht es los. In einer kurzen Begrüßung fragt Raphael Jost, Zukunftstagleitung an diesem Tag, die Schülerinnen und Schüler, wie informiert sie sich bereits vor dem Projekttag in den Bereichen Finanzen, Steuer und Co. fühlen. Das Feedback fällt erwartungsgemäß aus: sicher fühlen sich nur wenige. Die meisten antworten mit „ein wenig“ oder „überhaupt nicht.“ Ziel des Zukunftstages ist es, das zu ändern.
Anschließend beginnen die Workshops zu den vier Themen. Diese werden von Experten der jeweiligen Branchen auf ehrenamtlicher Basis gehalten. Im Workshop Wohnen geben Luisa Rapp und Vanessa Paris (Gisinger Immobilien GmbH) Tipps, wie man seine erste eigene Wohnung findet und welche Kosten dabei auf einen zukommen. Von verschiedenen Steuer- und Anstellungsarten berichtet Franz Bausch (Biedert-Binder-Erb Partnerschaft mbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) im Workshop Steuern. Warum es wichtig ist, schon früh daran zu denken, für das Alter vorzusorgen und warum man sich nicht allein auf die gesetzliche Rente verlassen sollte – das lernen die Schüler im Finanz-Workshop von Uwe Müller (Deutsche Bank). Und schließlich geht es im Berufsstart-Workshop darum, wie man im Bewerbungsprozess einen guten Eindruck macht. Dieser wird von Raphael Jost selbst geleitet. Am Ende des Tages haben alle Schülerinnen und Schüler die vier Workshops erlebt und sowohl Lehrerkräfte als auch Schülerinnen und Schüler zeigen sich dankbar für dieses Angebot.
Inspiriert wurde der Zukunftstag von einem Tweet aus dem Jahr 2015. Damals schrieb eine Kölner Schülerin: „Ich habe keine Ahnung von Miete, Steuern und Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ Dieser Tweet löste in Deutschland eine Debatte über den Stand der ökonomischen Bildung aus. Auch Lorenzo Wienecke und Juri Galkin, damals selbst noch Schüler, sprach der Tweet an. Die beiden Kasseler Schülersprecher nahmen das Problem selbst in die Hand und gründeten 2019 den Zukunftstag.
Heute ist der Zukunftstag das Hauptprojekt der Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung (IWJB gGmbH), die von Gründer Lorenzo Wienecke geleitet wird und 20 Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen etwa 90 Ehrenamtliche, die neben Studium oder Beruf zu Schulen reisen und Zukunftstage vor Ort leiten.
„Mit dem Zukunftstag bieten wir jungen Menschen ganz praktische Hilfestellung und geben ihnen Wissen mit auf den Weg, das sie beim Start ins Erwachsenenleben brauchen. Damit möchten wir einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten, denn wir sind der Überzeugung, dass finanzielle Bildung nicht vom Elternhaus abhängig sein sollte. Mit dem Zukunftstag erreichen wir alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft“, erklärt Lorenzo Wienecke.
Die Unterstützung aus der Politik haben sie für dieses Vorhaben bereits: So sind die Berliner Bildungssenatorin, der Hessische Kultusminister sowie die Kultusministerin aus Baden-Württemberg Schirmherren und -herrinnen des Zukunftstags.
Der Tag wurde von Frau Kleine-König vom MSG maßgeblich organisiert.